Der Name Faldern

Der Name „Faldern“

Innerhalb des Walls und östlich der „Altstadt“ gelegen, befinden sich die drei Emder Stadtteile Mittelfaldern, Großfaldern und Kleinfaldern.
Mittelfaldern bezeichnet den Bereich zwischen der Neutorstraße und der Westerbutvenne im Westen und den Straßen Am Brauersgraben, Hinter der Halle und Osterbutvenne im Osten sowie zwischen Schreyers Hoek im Süden und dem Alten Graben im Norden.
Großfaldern befindet sich zwischen der Straße Am Brauersgraben im Westen und dem Wall im Osten sowie dem nördlichen Falderndelft im Süden und dem Alten Graben im Norden.
Kleinfaldern heißt das Gebiet zwischen den Straßen Am Helling und An der Bonnesse im Westen und der südlichen Friedrich-Ebert-Straße und dem Wall im Osten sowie der Martin-Faber-Straße im Süden und dem nördlichen Falderndelft im Norden.
Während Groß- und Kleinfaldern ursprünglich eigenständige Dörfer waren, stand in Mittelfaldern bis etwa Ende des 15. Jahrhunderts / Anfang des 16. Jahrhunderts lediglich ein Franziskanerkloster, das 1938 – inzwischen längst zur Gasthauskirche geworden – abgebrannt ist.
Der Name „Faldern“ – auf einem Stadtplan aus dem Jahre 1576 als „Falleren“ wiedergegeben – hat seinen Ursprung in dem mittelniederdeutschen Wort „valde“ (= Falte). Die „valde“ war aber nicht eine Falte, sondern auch „das, was etwas umfaltet, einschließt; Verschluss jeder Art, eingezäunter Bezirk; Ecke; Winkel; Hofplatz“. Aus der „valde“ entstammt auch der mittelniederdeutsche Begriff „vallender“ („vallynder“), womit „wahrscheinlich ein eingezäunter Bezirk, welcher durch einen »Falter« verschlossen war“ gemeint war. Ein „Falter“ wiederum bezeichnet ein abgeschwächtes Falltor, also einen verschließbaren Zu- bzw. Ausgang. Auf einem Stadtplan aus dem Jahre 1616 ist schriftlich „valder“ eingetragen, wobei nicht ganz klar ist, da ansonsten kein Stadtteil namentlich benannt ist, ob damit Kleinfaldern oder aber das zwischen Mittel- und Kleinfaldern errichtete Falderntor gemeint ist.

1 Georg Braun / Franz Hogenberg, „Embdena, Embden urbs Frisiae orientalis primaria“ (Emden, erste Stadt in Ostfriesland), 2. Zustand, Radierung, 1576. Die Faldernstraße wird auf diesem Stadtplan als „Faller straete“ bezeichnet.
2 Karl Schiller / August Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bd. 5 (U – Z), Bremen 1880, S. 192
3 Karl Schiller / August Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bd. 5 (U – Z), Bremen 1880, S. 194
4 Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 3 (E – Forsche), Leipzig 1862, Sp. 1302
5Nicolaes Geelkercken, „Emda civitatum Frisicar. ad mare Oceanum Ocellus“ (Emden, friesische Stadt, Perle am Weltmeer), Radierung 1616.

von: Aiko Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ostfriesischen Landesmuseum Emden

Aus der Geschichte Groß Falderns

Dass das Gebiet rund um die Neue Kirche zu den archäologisch und historisch interessanten, aber wenig untersuchten Bereichen innerhalb Emdens gehört, haben schon viel Forscher angemerkt. So wünscht sich 1936 der Heimatforscher Dr. Louis Hahn in einem Aufsatz: "Man wird graben müssen, um die alten Fundamente der Burgen und Kirchen bloßzulegen, weil uns zuverlässige schriftliche Dokumente fehlen."
Auf den Gödenser Häusern ruhte dabei das besondere Augenmerk, denn man nahm lange Zeit an, dass es sich bei diesem Gebäude, dessen ältester Teil auf das Jahr 155 1 datiert ist um den Häuptlingssitz von Großfaldern handeln müsse.
Eine Landesbeschreibung von Ostfriesland, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von einem niederländischen Adeligen aus den Groninger Ommelanden geschrieben, besagt anderes und gibt eine - wenn auch ziemlich spärliche - Auskunft darüber, wie es an dieser Stelle Emdens einst ausgesehen hat.
Der anonyme Autor beschreibt, Aat eene kerkjen staende upt Pannewerck", dass eine Kirche auf dem Pannewarf gestanden habe. Wo hat sie gestanden? "de hooge straet noorden dat Valder Kerkhoff" - in der hohen Straße nördlich des Falderner Kirchhofes.

Erhärtet wird die Aussage aus dem 16. Jahrhundert noch durch die Tatsache, dass 1885/87 - bei Arbeiten an der Emder Kanalisation -, am Pannewarf Leichen gefunden wurden. Darauf verweist in seinem Aufsatz Louis Hahn und fügt hinzu: "Mithin muss dort eine Begräbnisstätte gewesen sein."
Da Burg und Kirche in jenen Zeiten eine enge räumliche Anbindung hatten - dafür mag heute noch das Beispiel Hinte stehen - muss man sich die Situation nun anscheinend auch am Pannewarf entsprechend vorstellen.
Wo aber stand die Burg? Der älteste Stadtplan Emdens, den Dr. Menno Smit in einem Aufsatz über "Die Planansicht der Stadt Emden "in das Jahr 1575 datiert, zeigt, dass am Pannewarf ein Haus mit Nebengebäuden, gestanden hat, im Norden begrenzt vom Rommelhilgentief, im Westen vom Lindengraben.
Dabei darf man davon ausgehen, dass es sich bei dem gezeichneten Haus nicht um die Burg von Großfaldern handelt, sondern um einen späteren Bau, denn der Sitz des Häuptlings Haiko wurde bereits 1408 zerstört. Immerhin wäre damit aber ein Ansatz gefunden, um beide Gebäude zu lokalisieren, oder, wie Hahn es ausdrückt: "Dann wäre also der Platz der Kirche und der Burg zugleich ziemlich gesichert."
Der Stadtplan von 1575 zeigt auch das Gödenser Haus und die kleinen Kammern, die Franz Heinrich von Frydag zu Gödens, 1689 kaufte, um Raum zu schaffen für sein repräsentatives Stadthaus zu bekommen, dessen zweiter Flügel in der Folgezeit angebaut wurde - vielleicht als Wirtschaftsgebäude. Die Frage, wann das geschah, ist noch nicht zu beantworten.

Von Ina Wagner, Emder Zeitung, 2001
Image

Der älteste Emder Stadtplan von 1575 zeigt das Rommelhilgentief (1), den Standort der Burg von Großfaldern am Pannewarf (2), den späteren Kirchhof der Neuen Kirche (3), den späteren Standort der Neuen Kirche (4), das Gödenser mit den kleinen Kammern (5) und das Rote Sieltief (6).